Winterreise
Di
14.11. | 18:30 + Mi 15.11. | 20:30
Anders Østergaard | DE 2019 | FSK 12 | 88 Min.
Anders Østergaard | DE 2019 | FSK 12 | 88 Min.
Martin
Goldsmith wuchs als ein gewöhnlicher amerikanischer Junge auf. Aber
von seiner Kindheit an hing ein großer Schatten über der Familie.
Der bekannte Radiomodertor wusste nur, dass seine Eltern, beide
säkuläre Juden, aus Deutschland stammten und dass seine
Verwandtschaft im zweiten Weltkrieg gestorben sei. Für seine Eltern
hatte in Amerika ein neues Leben angefangen - ein Leben, in dem man
keine Frage über die Vergangenheit stellt. Erst als erwachsener
Mann, nach dem Tod seiner Mutter, brach Martin den Bann und befragte
seinen Vater zu der deutschen Vergangenheit seiner Eltern und der
gesamten Familie in den 30er Jahren.
Die
Gespräche zwischen Vater und Sohn erwecken die schöne und
schmerzhafte Geschichte der Eltern über Liebe, Musik und Tod in
Berlin der Kriegsjahre zum Leben. Beide waren begabte Musiker,
Günther noch ganz am Beginn seiner Karriere, Rosemarie schon
Orchestermusikerin. Aber nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze 1935
konnten sie nur noch als Mitglieder des Jüdischen Kulturbundes
auftreten, einer fragwürdigen Organisation, die vollständig von der
Reichskulturkammer kontrolliert wurde.
Der
Film folgt den Gesprächen zwischen Vater und Sohn, während sich die
Vergangenheit der Familie mit raffiniert bearbeitetem Archivmaterial
entfaltet, entsteht in der Gegenwart des Films eine langsame
Annäherung zwischen Vater und Sohn, die sich anfühlt wie die
Überwindung eines riesigen Grabens aus ungesagten Worten. In Sprache
und Land, Heimat und Kultur waren die beiden einander fremd
geblieben.
Martin
Goldsmith ist selbst zu hören als Gesprächspartner seines Vaters,
der in WINTERREISE von Bruno Ganz in seiner letzten, sehr intensiven
Rolle verkörpert wird. Der Film beruht auf dem Buch, das Martin
Goldsmith nach den Gesprächen mit seinem Vater schrieb: "Die
unauslöschliche Symphonie. Musik und Liebe im Schatten des Dritten
Reiches - eine deutsch-jüdische Geschichte"