Jeder schreibt für sich allein
Sa
11.11. | 17:30 + Do 09.11., Mo 13.11. | 20:30
Dominik Graf, Felix von Boehm | DE 2023 | FSK o.A. | 167 Min.
Dominik Graf, Felix von Boehm | DE 2023 | FSK o.A. | 167 Min.
Konnte
man sich als guter, gar überragender Schriftsteller mit dem
nationalsozialistischen Regime arrangieren? Was hielt Autoren wie
Erich Kästner oder Hans Fallada davon ab, nach der Machtübernahme
Hitlers zu emigrieren? Welche Haltung entwickelten sie dem
Nationalsozialismus gegenüber in ihrem Schreiben, Denken und
Empfinden? Wie steht ihr Verhalten im Kontrast und Konflikt mit
bekannten Exilautoren wie Klaus und Thomas Mann? Wie ist es möglich,
dass gestandene Geistesgrößen sich nicht unmittelbar distanzierten,
sondern vielleicht sogar mit dem Regime sympathisierten, dem Ruf und
der Ästhetik einer „deutschen Kunst“ folgten oder einfach
wegschauten?
Angeregt
von Anatol Regniers gleichnamigen Buch, unternimmt der Filmemacher
Dominik Graf mit „Jeder schreibt für sich allein“ den Versuch,
sich einigen der zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gebliebenen
Schriftstellern und Schriftstellerinnen zu nähern. Gottfried Benn,
Erich Kästner, Jochen Klepper, Hans Fallada, Hanns Johst, Ina Seidel
oder Will Vesper: Mit leidenschaftlicher Neugier führt uns Anatol
Regnier wie ein Forschungsreisender in die verschiedenen Biographien,
besucht die für Leben und Wirken der Porträtierten bedeutsamen
Orte, taucht ein in die Schriften und Archive.
Anhand
von Gesprächen mit dem Autor und Kunsthistoriker Florian Illies, der
Kunstkritikerin und -historikerin Julia Voss, der Journalistin und
Schriftstellerin Gabriele von Arnim, dem Lyriker und Essayisten
Albert von Schirnding, dem Historiker und Publizisten Christoph
Stölzl und dem Filmproduzenten Günter Rohrbach diskutiert der Film
das komplexe Verhältnis zwischen Kunst, Leben und politischem
Handeln, Anpassung und Parteinahme, Autonomie und Komplizenschaft bis
in die Gegenwart hinein.
„Jeder
schreibt für sich allein“ ist ein faszinierender Filmessay, eine
Spurensuche mit ungewissem Ausgang. Welche inneren und äußeren
Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem Regime?
Wie ging die kommende Generation mit den Taten und Positionierungen
der Vorbilder und Väter um? Was lehrt uns das über die Gegenwart,
die womöglich wieder an einer Zeitenwende angekommen ist? Und, vor
allem: Wie sicher kann ein Mensch sich seiner selbst sein?